Ruth Krause, Kurzgeschichte, (22.12.2024)

Ruth wachte auf in ihrem Bett. Die Laken waren weiß, aber nicht die Art von weiß, die schön und rein ist, sondern die, wo man sie fast schon grau nennen will, es dann aber doch nicht über sich bringt zuzugeben, dass sie grau sind. Es war ein Doppelbett, aber die Seite rechts von ihr war leer, das war sie schon seit ein paar Monaten, seit Rudolf nicht mehr hier war. Nach ein paar Minuten stand sie auf und zog sich an. Sie trug einen knielangen braunen Rock, eine weiße Bluse und um Abwechslung in das Farbschema zu bringen, trug sie dazu eine graue Strickjacke. Sie weckte ihre Kinder und machte ihnen Frühstück, sie trank Kaffee, oder eher Malz, was so ähnlich schmeckt, sie hatte 3 Kinder, zwei Mädchen und einen Jungen. Rudolf war enttäuscht von ihr das sie zwei Töchter bekommen hat, sie wünschte er könnte immernoch darüber enttäuscht sein.

Nachdem sie gefrühstückt hatten, verließen die vier die kleine Wohnung. Sie lebten in einem Plattenbau. Die Platte sah von außen nicht allzu schön aus, aber man konnte sich arrangieren. Es half das sie Kunstlehrerin war und ihre Wände mit eigenen und den Werken von Schülern und ihren Kindern übersät war. Die vier stiegen in den Bus den sie immer nahmen. Die Mädchen stiegen nach zwei Stationen aus, da war die Grundschule. Ruth und ihr Sohn, Björn, stiegen eine Station später aus. Nachdem sie Björn im Kindergarten abgeliefert hatte, lief Ruth durch den grauen kalten Park. Sie zündete sich eine Zigarette an. Cabinet, die gab es erst seit ein paar Jahren auf dem Markt. Sie rauchte nie Zuhause oder wenn sie mit den Kindern zusammen war. Rudolf hatte ihr das Zuhause rauchen verboten und Doreen, die mittlere Tochter, hatte sowieso eine Atemwegserkrankung. Deshalb rauchte sie immer auf diesem Weg und in der Schule. Bevor sie Cabinet rauchte hat sie Karo geraucht, aber Cabinet mochte sie lieber. Karo war immer so billig und eine Arbeitersache und auch wenn das gut war, eine Arbeitersache zutun, mochte sie es deshalb immernoch nicht. In der Schule passierte nicht viel, außer das ihr eine Kollegin, eine Mathelehrerin, erzählt hatte sie sei schwanger.

Ruth freute sich für sie, sie wusste wie erfüllend, wenngleich auch anstrengend, eine Mutterschaft ist. Nach dem Unterricht hatte Ruth noch einen weiteren Termin. Sie ging zu der Familie eines ihrer Schüler. Er war meist extrem streitfreudig gegenüber Mitschülern und strotzte vor Rohheit. Sie sprach mit seinen Eltern und sah sich unauffällig die Wohnung der Familie Weber an. Sie sagten sie könne sich das auch nicht erklären. Ruth hatte kurz darauf gelesen er sei an der Grenze erschossen worden. Sie ging dann wieder, holte ihren Sohn vom Kindergarten und fuhr mit dem Bus heim. Sie machte Abendessen und die Wäsche, brachte ihre Kinder ins Bett und stieg dann selber ins Land der Träume.

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