Ich habe Bücher schon immer gemocht. Ich mochte immer was in ihnen steckt, doch das Äußere, das ist auch nicht zu verachten. Als ich ein kleines Kind war, das noch nicht lesen konnte, da habe ich immer in der Büchersammlung meines Vaters "gelesen", sprich ich habe mir die schönen Einbände eingesehen oder Graphiken in ihnen. Das hat mir gefallen, sehr sogar, doch wurde dieses Vergnügen ins unermessliche gesteigert, als ich lesen lernte. Ich muss gestehen, ich war dabei nicht die schnellste, manch andere Mädchen konnten viel früher lesen, teilweise schon vor der Einschulung, doch ist das Lesen, das entfliehen des Altags und der Realität in diesem Alter fast orgasmisch, fast religiös geworden, es wurde zu einem Sakrament meines Lebens, nicht nur das Lesen, sondern auch das Papier an sich. Für mich zählten nicht nur die Worte, die Gedanken des Autors, diese waren wichtig, ich brauchte sie zum Leben wie Brot und Kartoffeln, doch war das Buch, das Papier auf dem die Worte mit Tinte festgehalten waren noch viel wichtiger als das Wort, es war wie das Wasser das der Mensch braucht. Und ich brauchte dieses Wasser, diese Religion, den Orgasmus, die Flucht aus der Realität, denn diese war nicht mehr schön gewesen.
Mein Vater, er hatte einen Unfall, welcher ihm vom Arbeiten abhielt, da begann er zu trinken. Dies ging gut einiger Jahre, doch dann, mit 14 Jahren, da war ich schon auf dem Gymnasium, da schlug
er mich wieder und wieder. Ich kam in ein Heim und von meiner Sammmlung an Büchern, damals noch recht klein, aber für das Alter nicht wenig, wurde mir weggenommen. Das Heim, das war nicht schön, denn nicht nur das man mich meiner Bücher
beraubt hatte und ich den Eindruck hatte das man uns dort keinerlei Bildung beibringen wollte, immerhin waren dort die Akten über uns das einzige was es an Papier im gesamten Gebäude gab, nein, man nahm mich auch vom Gymnasium, da man
sagte das aus einem Kind eines Säufers kein lehrsammer und gescheiter Mensch werden könne. Vielleicht hatten sie recht, vielleicht nicht, wer weiß das schon, doch weiß und wusste ich schon damals das es grausam war mich zu den Tieren der
Massen der Menschen zu werfen, zu den ungebildeten Massen einer Mittelschule. Bei den Leuten dort, da müsste man denken, diese hätten noch nie ein Buch gesehen, immerhin müsste es dem Beachter ja auffallen, von welcher reinheit, schönheit
und eleganz es kommt und das es nicht verachtenswert ist, so wie sie es sagen, sondern eine Gottheit ohne ihres Gleichen.
Auch die Kinder im Heim waren nicht besser, doch müsste ich mich schon fasst bedanken, immerhin haben sie mir
meine dritte Leidenschaft gezeigt, die der Gewalt. Sie haben es mi auf zwei Arten gezeigt, die Gewalt, die erste Art, da war ich Opfer, doch die zweite Art, da war ich Täterin. Ich las ein Buch, in meinem Stockbett liegend, an diesem
gottverlassenen Ort mit Kreuzen an den Wänden aber keiner Seele im Herzen ein seltener Anblick, da kam eine Mitbewohnerin, ich habe ihren Namen nie erfahren und entriss es mir und rannte davon. Da sprang ich auf und jagte ihr nicht,
eifrig das Gottesbild zurück zu erhalten und von dieser gottlosen und des lebenssinnbefreiten Kreatur zu befreien. Ich rannte und rannte wie ich es noch nie getan hatte und plötzlich, da war sie vor mir. Ich sprang und da schon lagen
wir, ich auf ihr, am Fuße einer Treppe. Die Wächter dieses Gefängnisses hatten mir kurz darauf das Buch entrissen und mich unter Arrest gestellt und zum Götzendienst gezwungen.
Als ich dann mit dem 18. Geburtstag aus diesem Höhlenloch entflohen war und über das Geld, welches ich mit der Ausbildung zur Metzgerin verdiente, frei verfügen konnte, da mietete ich die kleinste Wohnung die ich finden konnte um darin
zu leben und einen sehr großen Kelleraum, in welchem ich die Gottesbilder aufbewahren wollte und mich dem Gebet hingeben wollte.